top of page

Finde Dein "wahres" Warum!

Aktualisiert: 20. Nov. 2023

Dieser Beitrag handelt davon, wenn Du das Gefühl hast Deinen Lebenssinn verloren zu haben.



Nicht selten stellen Menschen mit einer Erschöpfungsdepression (Burnout) in ihrer Krise irgendwann fest, dass sie ihr "Warum" bzw. ihren Lebenssinn verloren haben. Sie sind völlig erschöpft und verzweifelt. Sie haben sich über viele Jahre etwas aufgebaut - sei es der Job, die Karriere, die Familie, das Zuhause und Co. Sie hatten Ziele, die sie täglich darin motivierten, dieses oder jenes auf den Weg zu bringen. Sie hatten Träume und Visionen vor Augen, in denen sie ihr Lebenselexier sahen.


Nun mit einem Burnout ist oftmals nicht nur der körperliche und mentale Zusammenbruch da, sondern gefühlt ist auch der Lebenssinn zusammengebrochen. Das was viele Jahre Bestand hatte, hat nun jetzt gefühlt keine Bedeutung mehr. Wirkt irgendwie surreal und völlig nebensächlich.


Ja, es tut verdammt weh, wenn man fest geglaubt hat, dass es genau das ist, was man immer wollte. Es sich aber am Ende herausstellt, dass es nicht das war, was einen aus tiefsten Herzen berührt - was für einen gemacht ist. Plötzlich findet man in sich eine schmerzhafte Lücke.


Als ich in jungen Jahren voller Elan in mein Leben trat, hatte ich klare Ziele vor Augen: Einen zufriedenstellenden und sicheren Job, vielleicht auch etwas Karriere, ein gesundes erfülltes Leben, die Gründung einer Familie und natürlich ein Eigenheim. Also, der Klassiker für viele.


All das erreichte ich auch und machte mich stolz. Denn das war auf jeden Fall mehr, als meine Herkunftsfamilie erreicht hatte. Aber dann krachte das Kartenhaus zusammen, meine Kräfte ließen nach, mein Körper rebellierte und ich erhielt die Diagnose "Erschöpfungsdepression gepaart mit einer generalisierten Angststörung" - so mal eben mitten im Leben.


Ich schaute mich um - in meinem Zuhause, in mein Leben, in mir selbst. Dort war eine große Leere. Natürlich war ich glücklich in die Augen meines Kindes zu sehen. Natürlich war ich dankbar, dass ich einen Partner an meiner Seite hatte. Ich war stolz mit ihm unser Eigenheim erbaut und einen tollen Job zu haben.


Ich hatte alles erreicht, aber die Glückgefühle waren in weiter Ferne. Ich stand am Abgrund. Ich fragte mich, ob es das jetzt wirklich alles mit fast 40 Jahren gewesen sein soll.


Auf meiner psychosomatischen Reha und in den Therapieeinheiten danach, wurde mir bewusst, dass die Themen psychische Erkrankungen in Form von Sucht, Depressionen und Ängsten in meiner Herkunftsfamilie hartnäckige Themenfelder waren und verbunden waren mit einem großen Schmerz. Ich selbst wusste von drei Generationen, die davon betroffen waren. Auch das Thema der körperlichen Gesundheit war bei uns sehr eingeschränkt. Viele Krebs-, Stoffwechsel- und chronische Erkrankungen. Die Familie war geprägt durch Kriegstraumata und narzisstische Persönlichkeiten. Da war gefühlt wenig Platz für ein erfülltes und gesundes Leben.


Ich stellt mir also die Frage: "Nicole, warum bist Du in diese Situation geraten? Warum hat es Dich getroffen?"


Die erste Antwort war, dass ich natürlich keine "gesunden" Vorbilder dafür hatte, wie man Herausforderungen und Problemen im Leben gesund bewältigt. Und was es bedeutet eine gute Selbstfürsorge zu leben. Ich war es gewohnt mich ruhig und lieb zu verhalten, um meinen Eltern nicht unnötigen Stress aufzuhalsen. Ich war es gewohnt mit Perfektion und Strebsamkeit durch das Leben zu gehen, damit meine Eltern stolz auf mich sind. Ich schlüpfte schon als Kind in die Erwachsenenrolle, um eins meiner Elternteile zu kompensieren. Ich lebte viele Jahre in der Co-Abhängigkeit, um die Suchtproblematik meines Vaters daheim zu minimieren.

Die zweite Antwort fand ich viel interessanter:

"Nicole, Du hast die Chance endlich diesen Fluch zu besiegen! Du kannst die Familienthemen ein großes Stück mehr in die Heilung bringen."


Puh, in diesem Moment ruckelt es enorm in mir. Mir wurde bewusst, dass was ich mir in den letzten fast 4 Jahrzehnten aufgebaut hatte, war nur Beiwerk. Bei mir hier ging es um etwas ganz anderes! Und als ich mich zurückerinnerte, lieferte meine Tochter schon einige Jahre vor meinen Zusammenbruch den Anstoss dafür. Denn sie löst in mir die Fragestellung aus: "Nicole, warum tickst du so wie du tickst? Wer bist du überhaupt in deiner wahren Essenz?"


Ich sag's ja immer wieder, das eigene Kind und der Partner sind die besten Trainer für einen.


Und ab dem Zeitpunkt beschäftigte ich mich mit den Themen rund um die psychische Gesundheit von Frauen. Ich wollte wissen, was in uns vorgehen muss, dass wir psychisch erkranken. Ich wollte wissen, wie wir mit Stress und Krisen besser umgehen können. Was es braucht eine Depression oder Angst- und Panikattacken zu bewältigen.


Ich hatte ein neues Ziel vor Augen. Ich begann, meine Lebensgeschichte aufzuarbeiten, denn ich wollte diesen schweren Rucksack nicht 1:1 meiner Tochter weitergeben. So wie es meine Eltern taten, weil sie es nicht besser wussten.

Ich wolte, das meine Tochter gestärkt in das Leben geht, auch wenn ein Teil ihrer Familie mit psyischen Erkrankungen lebte.


Nun wusste ich auch, warum ich als Nesthäckchen zur Welt kam. Denn zwischen meinem Bruder und mir liegen 14 Jahre. Ich hatte von allen den weitesten Abstand und damit auch einen ganz anderen Überblick. Da muss ich gerade an eine Entenfamilie denken, wo die letzte Ente im Glied während des Entenmarsches einen guten Überblick über alle Familienmitglieder hat.


"Manchmal kommt das große Glück, direkt nach dem großen Unglück."

(Autor unbekannt)


Ja, ich hatte zuvor gedacht, der Burnout ist mein größtes Unglück. Aber rückblickend denke ich, dass ich ohne ihn vielleicht gar nicht auf mein wahres "Warum" getroffen wäre.


Daher frage ich Dich nochmal: Kennst Du Dein WARUM?


Dein Warum ist nicht das Großziehen Deiner Kinder, nicht die Rolle als die perfekte Mutter, nicht das Erreichen Deiner beruflichen Ziele und nein, auch nicht das abbezahlte Eigenheim.


Es sitzt tiefer! Es ist Deine Lebensaufgabe - Dein Lebenssinn, warum Du überhaupt hier bist!


Begib auch Du Dich auf die Suche! Es kann Dich aktuell aus Deinem Loch ziehen. Dabei können Dir folgende Fragen begleiten:


  1. Mit welchen Themen fühlst Du Dich sehr verbunden - vielleicht schon Dein ganzes Leben?

  2. Welche Energie, Kraft und Motiviation durchlaufen Dein Leben?

  3. Womit fühlst Du Dich leicht und im Flow?

  4. In welchen Momenten inspierst Du Menschen?

  5. In welchen Momenten fühlst Du Dich, als bist Du in Deinem Leben angekommen?

  6. Welche Momente, Situationen oder Themen bringen Dich zum Strahlen und Du vierliest Zeit als auch Raum?

  7. Wann bist Du eins mit Dir selbst?

  8. Welche Stärken hast Du, die man an Dir bewundert?

  9. Wofür bekommst Du Komplimente?

  10. Was fällt Dir super leicht von der Hand?

  11. Zu welchen Themen sprechen Dich immer wieder Menschen an?

  12. Welche Themen durchkreuzen immer wieder Dein Leben?


Wenn Du vielleicht den vorherigen Artikel "Welche Botschaft könnte der Burnout für Dich haben?" gelesen hast, dann weißt Du, dass der Burnout uns u.a. daran erinnert, wer wir eigentlich sind und welche Aufgabe wir in diesem Leben haben. Er bringt uns zu dem, was für uns gemacht ist und letztlich für uns vorgesehen ist.


Und interessant ist, wenn wir darin unsere Energie geben und uns dessen annehmen, dass sich dies zu großen Teilen sehr leicht anfühlt. Auf jeden Fall fühlt es sich stimmig und nach einem selbst an.


Das ist ein großer Schatz, den ich Dir von Herzen ebenfalls wünsche. Also, wenn es in Dir gerade sehr leer ist, dann wird vielleicht gerade Platz geschaffen für etwas Neues. Gib dem Neuen Raum und Zeit, damit es sich entfalten kann. Nichts muss sofort geschehen. Lass es langsam reifen. Es braucht etwas Zeit, aber wird Dich erfüllen.


Vielleicht magst Du mir verraten, welche Lebensaufgabe Du für Dich neu gefunden hast und wie Du Dich damit nun fühlst.


Von Herzen alles Liebe,

Deine Nicole



Fotocredit: Tamara Velazquez von capturenow (Canva)


0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page